Seminarfach im ersten Jahr der Qualifikationsphase
Während eines Halbjahres im ersten Jahr der Qualifikationsphase bearbeiten die Schülerinnen und Schüler im Rahmen des Seminarfaches selbstständig ein Projekt. Dieses kann (abweichend vom eigentlichen Projekt-Gedanken) im Rahmen einer Einzel-Facharbeit oder als Gruppenarbeit geschehen.
Definition: In einem Projekt erstellen mehrere Menschen gemeinsam und arbeitsteilig ein Produkt. Jedes Projekt endet mit einer Produktpräsentation.
Die Idee für das Projekt entwickeln die Schüler selbst. Das Thema wird in einem Exposé formuliert und dem Lehrerteam vorgelegt. Die Themen werden den Mitschülern vorgestellt, so dass sich jeder ein Thema aussuchen und einer Projektfruppe anschließen kann.Die Anforderungen an ein Projektthema sind folgende:
- es muss das Produkt innerhalb eines Semesters herstellbar sein
- das Produkt muss Teamarbeit voraussetzen
- eine Mindestgruppengröße von 6 Schülern muss möglich sein
- der Anspruch muss dem einer gymnasialen Oberstufe entsprechen (da die Projektnote für das Abitur mitgezählt werden darf)
- es sind Themenbearbeitungen im kreativ-konstruktiven und/oder forschend-analytischen Bereich möglich.
Vorsicht Plagiat!
Protokollheft (Logbuch)
Während der Projektbearbeitung ist von der Projektgruppe ein Protokollheft zu führen, das dem betreuenden Lehrerteam jederzeit zur Einsicht vorzulegen ist.
Dokumentation
Zusätzlich ist am Ende der Projektzeit eine Dokumentation anzufertigen, die eine kurze Zusammenfassung des Projekts, eine Darstellung des Produkts und eine Reflexion zum Prozess und Produkt - also ein Fazit - enthält.
Präsentation
Am Ende der Bearbeitungszeit sollen die Projekte in Form eines "Messestandes" präsentiert werden. Der Stand wird während eines gemeinsamen Treffens von der Gruppe betreut und soll danach mehrere Tage unbetreut für schulinternes Publikum zur Verfügung stehen.
Die Bewertung durch die Lehrerjury
umfasst alle bisher genannten Punkte und zusätzlich noch das Teamverhalten (die Gruppenleistung) der Projektgruppe. Diese Gruppenleistung und auch die Eigenleistung jedes Schülers/jeder Schülerin werden durch Lehrerbeobachtung und durch Selbstevaluation der Gruppen festgestellt.
Bei der Bewertung der Produkte wird sowohl die Qualität als auch der investierte Arbeitsaufwand berücksichtigt.
Projektunterricht historisch
Die historische Entwicklung ist sinngemäß dem Buch von Matthias Ludwig: "Projekte im Mathematikunterricht des Gymnasiums" (ISBN 3-88120-298-6, 1998 Verlag Franzbecker) entnommen und mit Verbindungen zu anderen Internetseiten versehen worden.
Im 17. Jahrhundert wurde an der Académie Royale Árchitecture in Paris zum erstenmal "projets" als praktische Prüfungen eingeführt, um von den Studenten der "schönen Künste" mehr Fähigkeiten zu verlangen, als nur die Wiedergabe angelernter theoretischer Kenntnisse. Allerdings war damals ein Projekt nur von einer Einzelperson durchzuführen.Die Projektmethode wurde dann von anderen Akademien und später von den Hochschulen auf der ganzen Welt übernommen und ist schließlich im Rahmen der amerikanische Schulreformbewegung 1896 durch Charles Richards auch an die Schulen gekommen. John Dewey entwickelte 1911 eine sozialreformerischen Projektbegriff. Er kritisierte die "alte Schule", in der der Schüler nur passiv dem Lehrer folgt. Sein Erziehungskonzept hieß "Learning by doing". In Deutschland übernahm 1926 erstmals Kurt Hahn den Begriff 'Projekt' mit dem Ziel, Schule und Leben wieder einander näher zu bringen [Hahn war übrigens auch der Erfinder von 'outward bound', das schon einige Schülerjahrgänge bei uns kennengelernt haben]. Alles, was zur Selbstentdeckung und persönlichen Entfaltung dient, kann zum Projekt werden. Einige der deutschen Reformpädagogen sprachen von "Vorhaben" statt von "Projekten". Auch dieser Begriff ist heute noch üblich. Gemeinsam ist allen Projektdefinitionen, dass sie eine Produkterstellung voraussetzen.