Unsere Schulbienen - Lernen mit allen Sinnen

Wir Menschen lernen ganzheitlich, also kognitiv, sinnlich emotional und handlungsorientiert am besten. Genau darum soll es gehen, wenn unsere Schülerinnen und Schüler die Schulbienen durch das Jahr begleiten.


Wie fing alles an?
Nach der ersten Projektwoche im Jahre 1985 schenkte der Vater und Imker H. W. Selken der Schule zwei Bienenvölker, die von dann an auf dem Schulgelände standen. Diese Bienen waren nun da und sollten auch betreut werden, hierfür kamen nur die Biologen Herr Hassler und ich in Frage. Wir beide wussten nicht, wie wir mit diesen nicht so richtig gezähmten Haustieren umgehen sollten. Da Herr Hassler allerdings den ca. 80000 Bienen pro Volk noch skeptischer gegenüberstand als ich, wurde ich Imker.

Mit vielen Klassen und AGn konnte ich die Schulbienen jährlich vom ersten Flug im Frühjahr über die Durchlenzung bis zur Einwinterung bearbeiten. Wir haben Rähmchen gebaut, Mittelwände gebacken, Ableger gebildet, absichtlich Schwärme abgehen lassen, Königinnen gezüchtet und gezeichnet, uns um die Natur im Umfeld gekümmert und vieles mehr. Ein Höhepunkt war jedes Jahr die Honigernte. Hunderte von Schülerinnen und Schülern haben im Laufe der Jahre mitgeholfen, Honig zu schleudern und anschließend frischen Honig auf Brot genossen. Wenn dann ein Junge aus der 8. Klasse fragte, wann denn der Zucker hineinkäme, wurde mit einem Mal klar, wie wenig manche junge Menschen über unsere Lebensmittel und unsere alten Kulturtechniken wissen.
Es ist immer wieder beeindruckend, wie aufgeregt die Schülerinnen und Schüler sind, wenn ein Volk geöffnet wird. Wie auch die Ängstlichen näher kommen und manche coole Helden weit Abstand halten. Drohnen krabbeln auf Schülerhände und Honig wird aus der frischen Wabe geschleckt. Die Hälse werden ganz lang, wenn einer die Königin mit ihrem Hofstaat entdeckt hat oder eine ganz junge Weisel in Brut gegangen ist.
Darüber hinaus lassen sich die Bienen vielfältig in die Biologiestunden einfügen. Wir haben
z. B. im schuleigenen Schaukasten die Versuche von v. Frisch zur Bienensprache nachvollziehen können. Wir haben Filme über die Dressur, über die Brutbiologie und über Parasiten im Bienenvolk gedreht. Wir analysierten Fragen zur Züchtung am Beispiel der Bienen im Leistungskurs Biologie. Themen wie Umweltschutz, Allergien, gesunde Ernährung, Wildbienen und viele andere mehr ergaben sich wie von selbst. Einige Schüler
sind sogar selbst Imker geworden und wenn dann der Sohn für ein Jahr nach Amerika geht, haben plötzlich Vater und Mutter ein neues Hobby.

Mag sein, dass meinen Schülern und Schülerinnen, wenn sie viele Jahre später gefragt werden, woran sie sich erinnern, wenn sie an die Schule denken, vielleicht Honigduft in die Nase steigt und das Bild einer Honigwabe mit der Königin ist wieder da. Und sie erinnern sich daran wie sie im Frühling - wir alle wissen, wie diese ersten warmen Tage riechen - als Jungimker zum ersten Mal mit Schleier und Imkerpfeife zu den Bienen am Schulteich gegangen sind. Wie die Bienen den Bienenstock verlassen haben und ausgeflogen sind, Pollen an Weiden und Frühblühern suchten und schwer beladen wieder zurückkehrten.
Sie erinnern sich an das Verhalten und den Körperbau der Bienen, an die Zusammensetzung des Volkes, ihre Genetik und an das, was wir tun müssen, damit in einer gesunden Umwelt Bienen überleben. Vielleicht huscht ein Lächeln über das Gesicht, wenn sie daran denken, dass die Coolen nicht unbedingt auch die Mutigen sind, und sie bekommen Appetit auf ein Honigbrot.
J. Terhaar

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